Wer in letzter Zeit einen Blick auf den Robusta-Kaffee geworfen hat, sah vielleicht sein Portemonnaie schrumpfen: Seit Ende 2023 hat sich der Preis in zwölf Monaten knapp verdoppelt. Diese rasante Entwicklung drängt viele Kaffeetrinker zum Umdenken – schließlich kann schon der alltägliche Morgenkaffee zur teuren Angelegenheit werden. Doch wie kam es zu dieser Preisexplosion?
Robusta, der (oft) Totgeschwiegene
Lange galt Arabica als unangefochtener König im Kaffeemarkt, während Robusta eher das Mauerblümchen-Dasein fristete. Doch wir bei DEAD OR ALIVE COFFEE wussten immer schon, dass in Robusta-Kaffeebohnen eine ganze Menge steckt: mehr Koffein, große Widerstandsfähigkeit und ein ehrlicher, kraftvoller Geschmack. Während Arabica in feinen Cafés glänzte, bewies Robusta seine harte Schale und weckte so manche Schlafmütze wieder zum Leben. Dass sich jetzt plötzlich die halbe Branche auf Robusta stürzt, überrascht uns also nicht – wir waren nur schon früher da.
Preistreiber: Nachfrage, Spekulation und schlechte Ernten
Die Preisspirale nach oben hat gleich mehrere Gründe. Auf der einen Seite wird Arabica teurer und ist empfindlicher gegen Klimaschwankungen, also sucht man Alternativen. Dadurch steigt die Nachfrage nach Robusta stetig, weil viele große Röster ihre Sorten teilweise oder ganz umstellen. Auf der anderen Seite ziehen auch Spekulanten an den Rohstoffbörsen ihre Strippen, wetten auf knappen Kaffee und treiben die Preise zusätzlich in die Höhe. Hinzu kommen sinkende Ernteerträge aufgrund von Dürre oder Starkregen. Ein Bloomberg-Bericht zeigt unter anderem auf, dass auch Robusta von diesen Dynamiken besonders stark betroffen ist.
Klimachaos: Wenn Starkregen und Hitze zuschlagen
Der Aufwind für Robusta hat auch mit dem immer unberechenbareren Klima zu tun. Robusta, gegenüber Arabica, ist die beständigere Bohne und robust genug, um moderate Schwankungen in Temperatur und Niederschlag zu verkraften. Doch auch sie kommt an ihre Grenzen, wenn monatelang Starkregen auf eine ausgeprägte Hitzeperiode folgt. Nach Angaben der International Coffee Organization sind die wichtigsten Robusta-Regionen – allen voran Vietnam und Teile Westafrikas – ebenfalls von Wetterextremen gebeutelt.
Lieferketten oder: Warten auf den schwarzen Stoff
Selbst wenn es genug Bohnen gäbe, macht die Logistik derzeit viele Pläne zunichte. Containerknappheit, teure Frachtraten und überlastete Häfen ziehen die Versorgungskette in die Länge. Besonders kleinere Röstereien stöhnen, weil sie sich nicht so leicht mit alternativen Lieferwegen eindecken können. Auch wir haben derzeit keine Möglichkeit, unsere bevorzugten Rohkaffeebohnen in ausreichenden Mengen zu bekommen. Bei unserem Original müssen wir daher gezielt haushalten, um die Versorgung für unsere Stammkund*innen möglichst lange stabil zu halten. Wer sich also wundert, warum das ersehnte Paket mit Robusta-Bohnen etwas auf sich warten lässt, sollte bedenken, dass es manchmal einfach noch auf einem Schiff im Hafenstau dümpelt.
Totgesagte leben länger
Robusta mag lange in der zweiten Reihe gestanden haben, doch das ändert sich gerade radikal. Die Bohne ist widerstandsfähiger als Arabica, liefert einen kernigen Geschmack und genug Koffein, um selbst müden Zombies Beine zu machen. Und wenn ein Produkt doppelt so teuer wird wie noch vor einem Jahr, ist klar, dass gewaltiger Druck dahintersteckt – von klimatischen Herausforderungen über Spekulation bis hin zu chaotischen Lieferketten. Doch trotz aller Hiobsbotschaften bleibt der Robusta für uns ein echter Lebensretter – vor allem morgens, vor dem ersten Schluck Espresso, wenn man sich wie ein Untoter fühlt. Ein starker Kaffee mit Charakter lohnt sich einfach. Also hoch die Tassen und Prost auf den Underdog, der längst kein Außenseiter mehr ist.
Quellen:
- International Coffee Organization (ICO, 2023) – ico.org
- Bloomberg (2023) – Aktuelle Marktberichte zu Rohstoffen
- https://www.investing.com/commodities/london-coffee/-commentary
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